Es passiert immer wieder: Paare, die schon ewig zusammen sind, heiraten plötzlich und gehen kurz danach getrennte Wege.
Doch warum ist das so? Ist es besser, als langjähriges Paar auf einen Trauschein zu verzichten?
Wir sind dem auf den Grund gegangen und können Entwarnung geben: nicht die Eheschliessung ist das Problem, sondern die Rahmenbedingungen. Besonders der Grund für die Hochzeit nach einer langen Partnerschaft ist von entscheidender Bedeutung. Aber auch die Frage, was man sich von der Ehe verspricht. Oft sind hier Enttäuschungen vorprogrammiert, wenn die Partner merken, dass die Ehe eigentlich keinen Unterschied zu vorher macht.
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Ehe nach langjähriger Partnerschaft
Warum heiratet man nach einer mehrjährigen Partnerschaft? Oft liegt im Heiratsgrund selbst schon die Ursache für eine spätere Trennung. Paartherapeutin Sylke Weinert kann da ganze Bücher darüber schreiben: „In meine Praxis kommen Frischvermählte, die aus den unterschiedlichsten Gründen geheiratet haben, nur nicht aus Liebe!“
Doch was genau sind die Gründe für eine späte Eheschliessung? Sylke Weinert zählt auf: „Die meisten Paare spüren, dass die Partnerschaft am Ende ist und wollen es einfach nicht wahrhaben. Statt sich zu trennen, heiraten sie. Aber es gibt auch Paare, die die Partnerschaft offizialisieren wollen. Was auch immer das bedeutet. Nachher stellen sie dann fest, dass alles genauso ist wie vor der Heirat und dann werden sie unzufrieden und es kommt zur Trennung. Aber es gibt auch Leute, die aus seltsamen Gründen heiraten, beispielsweise weil gerade ein rundes Datum ansteht oder weil grad alle im Freundeskreis so toll heiraten.“
Heiraten, obwohl die Partnerschaft schon zu Ende ist
Der häufigste Grund für eine späte Heirat nach langjähriger Beziehung ist, weil die Partner spüren, dass es eigentlich zu Ende ist. Aber irgendwie will man es nicht wahrhaben. Man verdrängt den Gedanken an eine Trennung. Und das klappt während der Hochzeitsvorbereitungen auch ganz toll. Und sogar während und kurz nach der Hochzeit ist man schön abgelenkt von der Tatsache, dass man irgendwie „seinen Ex-Partner“ geheiratet hat. Aber irgendwann ist wieder Alltag und dann kommen all die Schwachstellen der Beziehung wieder zutage. Und dann kommt es zur Trennung.
Sylke Weinert: „Solche Paare kommen zu mir in die Sprechstunde und verstehen die Welt nicht mehr! Jetzt haben sie doch extra geheiratet, um sich wieder zu finden und als Paar zusammenzubleiben. Aber die Ehe ist kein Beziehungskitt. Sie kann auch keine Beziehungsprobleme lösen. Wenn es in der Beziehung kriselt, dann hilft nur Reden, mit Sicherheit aber nicht Heiraten.“
Heiraten, weil das Datum so schön ist
Ganz fatal, aber immer wieder beliebt, sind gewisse runde Daten. Standesämter werden immer wieder überrannt mit Heiratswilligen, die sich genau am 22.2.22 das Ja-Wort geben wollen.
Ideal auch der 5.5.25, oder wie wäre es mit dem 6.6.26? Darf es der 23.2.23 sein? Oder doch lieber der 8.8.2028? Wer sich solch ein Datum für eine Hochzeit aussucht, hat offenbar keine anderen Gründe zum Heiraten. Sonst wäre das Datum nämlich zweitrangig. Sylke Weinert meint dazu: „Paare, die heiraten wollen, sollten sich besser überlegen, welche Jahreszeit sich für ein Hochzeitsfest am besten eignet. Im November heiraten ist meist aufgrund des Wetters nicht so toll. Ausserdem sollte man sich auch überlegen, wann es den geladenen Gästen wohl am einfachsten ist, zur Hochzeit zu kommen. Letztes ist insbesondere dann zu überlegen, wenn auch Gäste von weiter her anreisen und zum Beispiel auf Schulferien angewiesen sind. Das Datum selbst ist ein denkbar unsinniges Kriterium für eine Hochzeit und es wundert nicht, dass Ehen, die an speziell runden Daten geschlossen wurden, eine um 30% geringere Dauer haben als normale Ehen!“
Heiraten, um nach aussen was zu zeigen
Die Gerüchteküche brodelt und alle warten eigentlich auf eure Trennung? Denen werdet ihr es aber zeigen! Jetzt wird geheiratet.
Doch kommt das gut? Heiraten, um anderen etwas zu beweisen? Warum auch immer ihr heiratet, es sollte aus genau einem einzigen Grund erfolgen: aus Liebe. Ansonsten wird das schnell vor dem Scheidungsrichter enden. Und dann gibt es für die anderen erst recht etwas zu tratschen.
Heiraten, weil es alle tun
Ihr seid schon so lange zusammen und eigentlich geht es euch gut in eurer Beziehung. Aber eure Familie und die Freunde machen immer wieder blöde Kommentare, dass ihr doch nun endlich mal heiraten sollt. Cool down! Es gibt kaum Gründe, jetzt in Panik zu verfallen. Wenn eure Beziehung auch ohne Trauschein super läuft, warum wollt ihr euch dann dem Stress einer Hochzeit aussetzen? Never touch a running system!
Heiraten – einfach so aus Langerweile
Auch das fällt oft Paaren ein, die schon lange zusammen sind. Die Beziehung plätschert etwas ereignislos vor sich hin und alle sind eigentlich ganz zufrieden. Und aus lauter Langerweile kommt man auf die Idee, zu heiraten. Oft versprechen sich Paare von diesem Schritt einen speziellen Kick. Dass es wieder so wird wie am Anfang der Beziehung. Dass man sich wieder ineinander verliebt. Aber das ist natürlich Unsinn. Die beiden Partner sind nach wie vor die gleichen, daran ändert auch Heiraten nichts. Und dann sind die Erwartungen höher als das Potenzial.
Und damit ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Das führt dann genau dazu, was man ja eigentlich vermeiden wollte: die Trennung.
Es gibt nur zwei sinnvolle Gründe zu heiraten…
… der eine ist – ganz klar – aus Liebe. Der andere ist eher juristischer Natur, nämlich um sich abzusichern.
Auf eine Heirat aus Liebe müssen wir wohl hier nicht weiter eingehen. Das sollte klar sein.
Die Heirat aus juristischen Gründen ist eher bei älteren Paaren ein Thema. Nämlich dann, wenn man langsam damit rechnen muss, dass die ersten Krankheiten auftauchen oder sogar das Lebensende absehbar wird. Dann ist es in jedem Fall ratsam, sich juristisch abzusichern und am einfachsten ist das mit einem Trauschein.
Okay, der Vollständigkeit halber sollte noch hinzugefügt werden, dass es durchaus auch dann Sinn macht, zu heiraten, wenn man ein Kind erwartet. Dort sind klare Verhältnisse wünschenswert. Ausserdem ist der Ehemann auch per Dekret der Vater des Kindes. Ein Trauschein macht es auch hier etwas einfacher.
Fazit
Es ist tatsächlich so, dass eine Heirate nach langen Jahren einer glücklichen Beziehung oft das Ende der Beziehung einläutet. Das kann zwei Gründe haben. Zum einen kann es sein, dass die Paare mit der Heirat eine eigentlich schon beendete Beziehung noch kitten wollten – was eigentlich nie funktioniert. Oder man wollte eine eigentlich gut funktionierende Beziehung wieder etwas aufpeppen und sich wieder ineinander verlieben. Für beides ist eine Heirate jedoch nicht geeignet und darum scheitern diese Vorhaben so oft.
Wir empfehlen daher, statt einer pompösen Hochzeit entweder eine Paartherapie oder ein neues Hobby, Auswandern, irgendwie den Lebensstil ändern. Nur dann kommt wieder Schwung in die Beziehung und dann steh auch einer späten Heirat nichts mehr im Wege.
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FEB