Frühlingsgefühle – Warum gerade der Frühling zum Flirten einlädt

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Zeiten des Übergangs öffnen Möglichkeiten und machen auch Dich empfänglicher. Es ist, als würde ein neues Sehen möglich, ein Entdecken, dem bisher die Tür verschlossen war. Das blaue Band, das der Dichter mit seinen Worten um den Frühling geschlungen hat, kommt hinter aufgerissenen Wolken zum Vorschein und gibt Dir das Gefühl, als könntest Du den Duft des Himmelblaus einatmen. Mit dem Springen der Knospen auf Wiesen und an Sträuchern öffnet sich auch in Dir etwas Neues.

Die Tage des Frühlings verbinden Winter mit Sommer wie eine Reihe loser geknüpfter Knoten. In dieser Leichtigkeit entsteht der Boden für einen offeneren Umgang miteinander. Was ist dran an den Behauptungen und Volksweisheiten, dass der Frühling unser Inneres durcheinanderwirbelt? Sind wir empfänglicher für den einen oder anderen Flirt oder doch eher frühjahrsmüde? Oder ist das von Fall zu Fall verschieden?

Ein Blick zum Himmel

Die reine Wissenschaft der Astronomie liefert nicht wie ihre „Schwester“ Astrologie Horoskope und vage Voraussagen, wie es mit der Liebe steht und dem persönlichen Flirtfaktor. Das ist und bleibt auch immer eine Frage der Persönlichkeit. Aber sie vermag zu erklären, wie es mit dem Lauf der Sterne und der Planeten steht. Die Erde rückt auf ihrer Bahn um die Sonne wieder näher an sie heran. Nachdem vom Winterbeginn an die Tage nach und nach länger geworden sind, scheiden die Tag- und Nachtgleiche des Frühlings die Jahreszeiten endgültig. Von nun an ist jeder kommende Tag länger als die vorhergehende Nacht. Wir fühlen uns lebendiger, da Leben ohne Licht nicht sein kann. Jeder Tag gibt Dir im Frühjahr mehr und mehr davon zurück. Mit der Nähe zur Sonne wird es zusehends wärmer. Wir wagen uns hervor aus den beheizten Verstecken von Wohnungen und Büros, und wir lassen buchstäblich immer mehr Hüllen fallen.

Naturkinder

Wenn auch inzwischen weit mehr Menschen in Städten leben als auf dem Land, lässt unsere Herkunft sich nicht verleugnen. Bei aller Urbanisierung, die uns oft zu wenig Sauerstoff beschert und eine große Zeit des Tages unter Kunstlicht leben lässt, bleiben wir Kinder von Mutter Natur. Historisch betrachtet ist das Leben in Städten ziemlich neu. Die Jahrtausende dauernde Entwicklung in freier Natur oder in großer Nähe zu ihr steckt uns im Erbgut. Verborgene Saiten ruhen in uns, die nur darauf warten, angeschlagen zu werden.

Der Wind, der den Frühlingsduft mitbringt, ist ein virtuoser Spieler auf diesen Saiten. Wenn die Natur aufbricht zu einem neuen Zyklus von Saat, Reife und Ernte, kann das für uns nicht ohne Folgen bleiben. Tief im Innern ist da etwas abgespeichert, das wie bei einer Synchronisation mitschwingt, wenn die Zeit dafür reif ist. Die Frage bleibt, wie Du auf diesen Ruf antwortest, welche Antwort Du gibst.

Eine Frage der Optik

Es ist das Licht, das ein neues Sehen ermöglicht. Zu neuer Einsicht führt das aber nur für den, der hinsieht, der erkennt.
In den ersten Tagen sitzen wir noch mit blassen Gesichtern in den Cafés, der Unterschied besteht aber darin, dass wir es wieder mehr nach außen gewandt tun. Auf einmal ist es nach Feierabend zunehmend heller auf dem Boulevard vor der Fensterscheibe, die Menschen sind nicht mehr vermummt gegen den Frost und aus den Lautsprechern tönen andere Klänge als noch zwei Wochen zuvor. Oder klingen sie auf einmal nur anders in Deinen Ohren?

Du schaust dich um. Erklären kannst Du die Veränderungen vielleicht nicht, aber wer sollte Deine Stimmung infrage stellen können? Das Lächeln der Menschen wirkt wie der Widerschein der Sonne in ihren Augen. Es kommt von innen. Blicke begegnen sich und bleiben beieinander, länger, als der Winter es gestattete.

Der Frühling bringt es mit sich, dass du anders siehst. Und Du spürst, dass du anders gesehen wirst. Eine Lust und Bereitschaft klingen plötzlich auf, und ehe du dich versiehst, bist Du mittendrin. Und flirtest.

Wissenschaftlich betrachtet

Lange Zeit hieß es, ein Hormoncocktail, den der Lenz mixt und durch unsere Adern jagt, macht uns im Frühjahr trunken. Sicherlich kennst auch Du dieses Gefühl, einfach überzuschäumen vor Glück. Ohne einen genauen Grund dafür zu kennen, warum das so ist, oder warum es gerade jetzt so ist.

Inzwischen haben die Endokrinologen herausgefunden, dass es nicht an einer übermäßigen Produktion von Hormonen liegen kann. Weder das Weibliche noch das Männliche würden übermäßig betont bei der Hormonausschüttung, wenn nicht noch andere Faktoren dazukommen. Was allerdings bestätigt werden konnte, ist die Reduzierung von Melatonin durch die Zirbeldrüse. Der als Schlafhormon bekannte Botenstoff sorgt in Abhängigkeit des Umgebungslichts für unseren Schlafrhythmus. Kommt es im Frühjahr zu verminderter Ausschüttung, fühlen wir uns munterer, sind aufmerksamer und insgesamt frischer.

Durch spezielle Synthesen im Körper wird zudem vermehrt Serotonin abgegeben. Das Glückshormon sorgt für eine entsprechende Grundstimmung. Wer will schon gerne flirten, wenn dazu die Laune fehlt?

Die Mystik der Völker

Im mystischen Wissen und Handeln der Völker sind Rituale tief verwurzelt, mit denen Zeiten des Übergangs begonnen oder besiegelt werden. Für das Frühjahr sind es in unseren Breiten z.B. die Osterfeuer, durch die der alte Winter endgültig verbrannt werden soll, um dem Neuanfang ein Licht zu geben. Und Wärme.

Die Feiern zum Ende der dunklen Jahreszeit waren und sind auch immer besondere Anlässe, mit denen um Fruchtbarkeit gebeten wird. Das findet sich wieder in den Ostersymbolen des Hasen und der bunten Eier, die er versteckt.

Als die Gesellschaft noch nicht so freizügig war, wie wir es heute erleben, bestand der wichtigste Anteil beim Zueinanderfinden von Paaren darin, dass dadurch die Art erhalten werden sollte. Die Vorstufe der Liebe ist das Verlieben und davor kommt der Flirt. Wir sind nicht nur offen für neue Erfahrungen, für prickelnde Erlebnisse. Etwas in uns hungert förmlich danach. Nach Zuwendung und Geborgenheit, nach dem Reiz des Eroberns und Erobertwerdens.

Reduziert auf die nüchternen Betrachtungen von Wissenschaftlern, scheint es nachweisbare Frühlingsgefühle nicht zu geben. Entscheidend aber ist, wie es in Dir aussieht. Kannst Du es spüren, auch wenn Du es nicht erklären kannst? Ist es nicht das, worauf es ankommt? Wenn sachliche äußere und innere Faktoren nicht Grund und Auslöser sein können für das beschwingte Gefühl des Aufbruchs in eine neue Zeit, dann ist es vielleicht ein Stück Geheimnis, das Dich trägt. Und wer will schon immer jedes Geheimnis restlos gelüftet wissen? Wir sollten nicht jeden Reiz zerstören, indem wir ihn bis ins Detail zu klären und zu erklären versuchen. Was das Flirten anbelangt, ist gerade das Geheimnisvolle und Unerwartete das, was uns magnetisch anzieht.

Wie ein anderer Dichter uns gesagt hat, wohnt jedem Beginnen eine eigene Magie inne. Der Frühling ist der Aufbruch in eine neue Qualität des Flirtens. Und wer weiß, was für Dich im Folgenden beginnt, wenn Du Dich von dieser Hochstimmung gefangennehmen und tragen lässt.

 

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